Klarinettenblätter einblasen :
Dass man sich als Klarinettist, im Besitz eines traumhaften Klarinettenblattes,
so richtig wohlfühlen kann und einem musikalisch fast alles gelingt, was man
sich so vorgstellt hat, das ist kein Märchen und es muss auch kein Wunschtraum
bleiben, aber es bedarf einer intensiven sorgfältigen Vorbereitung.
Im Allgemeinen beginnt man damit, die frischen Klarinettenblätter nach
einigen Favoriten zu durchsuchen, eine Anzahl zwischen fünf und zehn sollte genügen.
Diese sollten alle Blättchen sein, die gut ansprechen, schön durchschwingen
und eine angenehme Spannkraft aufweisen, kurz gesagt, Blätter auf denen man sich von
Anfang an wohl fühlt. Mit dieser kleinen Auswahl kann man anfangen zu arbeiten.

Klarinettenblätter einspielen bedeutet vor allem, nichts zu übertreiben.
Zum Einblasen sollte man kein Klarinettenblatt länger als fünf bis zehn
Minuten spielen. Spätestens dann, wenn die Blattspitze sichtbar Wasser
aufgesogen hat, sollte man dem Blatt eine Ruhepause gönnen.
Die Blattspitze sollte nun gut belüftet abtrocknen. So können sich die Poren des Rohrholzes wieder
schließen, die Spannkraft des Blattes bleibt erhalten und man kann weitere Blätter einspielen.
Jedes einzelne Blatt ist einzigartig. Es hat seine eigenen Ecken, Kanten und Launen, je
nach Dichte und Länge der Fasern und je nach Witterung.
Nach drei bis vier Tagen des Einblasens haben ihre Klarinettenblätter bereits
die ersten Veränderungen durchgemacht. Das Holz saugt nun nicht mehr so viel Wasser
wie zu Beginn, aber auch Klang und Ansprache haben sich sicherlich etwas verändert. Es mag sein, dass Sie mit einem Blatt
irgendwie unzufrieden sind und die ein oder andere Laune daran entdeckt haben.
Möglicherweise ist das ja auch der Zeitpunkt, an dem man sich sogar von dem einen oder anderen Blättchen
trennen muss, z. B. wenn sich herausstellt, dass ein Blatt doch nicht so elastisch ist, wie man anfangs dachte.
Wenn sich die Blattspitze derart ver - biegen lässt, dass sie nicht mehr in ihre Ausgangsform zurück findet,
dann ist jegliche Liebesmüh vergebens.
Für Erfolg versprechende Exemplare ist es nun vielleicht an der Zeit, diese Blätter zu bearbeiten oder zumindest die erste
wichtige
Korrektur vorzunehmen: Mit einer plan geschliffenen Unterfläche fällt auch alles weitere leichter.
Erst wenn Ihre Klarinettenblätter einige weitere Tage eingespielt sind und die Unterfläche immer noch schön plan ist,
dann lohnt es sich, diese in einem Blätteretui aufzubewahren. Dort lagern sie sicher und geschützt und sind jederzeit und
überall zum Einsatz bereit. Nach einigen weiteren Tagen heben sich dann meist die zwei oder drei besten Blätter
aus der kleinen Favoriten Serie ab. Diese werden bei sorgfältiger Pflege meist für eine längere Zeit zu
treuen Freunden und zuverlässigen Wegbegleitern eines Klarinettisten im Konzert.
Selbst manche alten Kameraden, die mehrere Monate,
ja manchmal bis zu einem Jahr auf dem Buckel haben, kann man mit einem Glas Mineralwasser und einem weichen Baumwolltuch kurzzeitig wieder
zum Leben erwecken. Die Kohlensäure löst den meist kalkhaltigen weißlichen Belag an, und öffnet so die verschlossenen
Poren wieder ein wenig. Ein paar Streicheleinheiten mit dem angefeuchteten Tuch, vom Schaft ausgehend in Richtung der Blattspitze und darüber
hinaus, reinigen die Oberfläche zusätzlich und unterstützen so diesen Effekt. Ein Blatt, das gar kein Wasser mehr aufnehmen kann,
klingt dann meistens grell und schneidend, und wenn die klanglichen Rundungen gänzlich fehlen, dann ist es leider vorbei mit der
Lebensdauer.
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Schritt für Schritt Klarinettenblätter bearbeiten, Tricks und Kniffe :
Jedes einzelne Klarinettenblatt besteht aus Rohrholz, einem natürlichen
Werkstoff. Als solcher arbeitet es unablässig und verändert sich
je nach Luftdruck oder Luftfeuchtigkeit.
Die Erfahrungen der verschiedensten international tätigen Solisten und Orchesterklarinettisten
weisen in Hinblick auf Blattstärke und Klima wesentliche Gemeinsamkeiten auf:
auf Meereshöhe ist das selbe Blatt leichter als im Hochgebirge.
bei warmer, feuchter Außenluft ist ein Blatt leichter als bei Kälte und
Trockenheit.
Einmal abgesehen davon, dass man ein Klarinettenblatt hin und wieder anpassen möchte an seine
persönliche Form oder Vorliebe, so gibt es eben einfach hin und wieder schon mal unangenehme
Spiel-Zustände eines Blättchens. Insbesondere während des Einblasens ist schnelle Hilfe
oft heiß ersehnt. Mit relativ geringem Aufwand und ein wenig Anleitung sollte jeder
interessierte Klarinettist im Stande sein, selbst seine Klarinettenblätter korrigieren zu können.
Als erste Reaktion ist bei fast allen klimatischen Veränderungen zu beobachten:
Die Unterfläche der Blätter quer zur Faserrichtung quillt auf, besonders in dem Bereich, in dem sie mit der feuchten Atemluft in Kontakt kommt.
Dies führt dazu, dass Klarinettenblätter schlecht ansprechen und dass sich weder die Dynamik noch die Klangfarben
irgendwie mehr kontrollieren lassen.
Eine plan geschliffene Blattunterfläche
ist die erste grundlegende Voraussetzung dafür, dass man überhaupt beurteilen kann,
durch welche weitere Maßnahme man ein Klarinettenblatt korrigieren kann; fangen wir also damit an:
Biegen Sie jeweils die Blattspitze auf einer ebenen Fläche ein wenig zurück
( entgegengesetzt der Mundstücksbahn )
und beseitigen Sie eine evtl. aufgequollene Wölbung der Unterseite ( in
Querrichtung des Blattes )
durch Abschleifen der Blätter auf einem
Abziehstein
( als Zubehör erhältlich )
( das gewässerte Blatt in Faserrichtung hin und her bewegen, dabei den
Schaft des Blattes mit drei Fingern einer Hand von oben leicht gegen den Stein
drücken. ) Sollte Ihnen das
Blatt zu offen oder etwas zu schwer
erscheinen, verlagern Sie
Ihren Fingerdruck beim Schleifen vom Schaft aus nach vorne bis auf den Blattrücken.
Leichten Blättern, die ein Spielgefühl von Enge vermitteln
können Sie zu mehr Spannung verhelfen, wenn Sie bei dieser Schleifbewegung den
Fingerdruck mehr auf das Schaftende oder den hintersten Teil vom Blatt konzentrieren.
Für diese Korrektur kann man auch Schleifpapier Korn 280 bis 400 benutzen,
welches man dazu auf eine Glasplatte legt. Dafür muss das Blatt
aber trocken sein, und die Blattspitze darf nicht wellig sein! Die besten Erfahrungen haben wir mit Schleifpapier gemacht, das
für Nass- und Trockenschliff geeignet ist.

Sollte es vorkommen, dass beim Anblasen oder beim Staccato das
Blatt pfeift oder quietscht
so schieben Sie das Blatt versuchsweise etwas nach oben, einige Zehntelmillimeter über
die Spitze des Mundstücks hinaus. Bessert sich nun das Pfeifen, so haben Sie ruhig Mut,
nehmen Sie einen
Blattabschneider zur Hand, und schneiden Sie
die Blattspitze um wenige Zehntelmillimeter ab. Dadurch hat die neue
Blattspitze mehr Stabilität.
Jedoch ist dabei Vorsicht geboten; denn bedingt durch die Keilform wird die ganze Blattzunge ja nun
kürzer und dicker, und somit ist das Blatt insgesamt etwas schwerer anzublasen.
Blätter, die scheppern oder nicht gut ansprechen:
Prüfen Sie doch einmal die Blattspitze. Ist diese durch das Einblasen oder durch Klimaeinflüsse
etwas zu dick geworden, so kann die Atemluft die Spitze nicht mehr richtig umströmen.
Das Blatt rauscht, spricht schlecht an, schwingt nicht gut im Pianissimo, bzw. klingt im Forte scheppernd
oder krachig und erschwert somit eine flexible Beherrschbarkeit von Klang und Dynamik.

Sollte dies zutreffen, legen Sie das trockene Blatt auf eine Glasplatte und
dünnen Sie die vorderen 2 mm des Klarinettenblattes von der Spitze her aus.
Legen Sie sich dazu ein kleines Stückchen Sandpapier ( Körnung 400 )
um die Spitze Ihres Mittelfingers und streichen Sie damit vorsichtig und ohne großen Druck in
kleinen kreisenden Bewegungen von der Glasplatte aus über die Spitze in Richtung der Blattmitte.
Achten Sie besonders darauf, dass Sie dabei nur den vorderen Rand der Blattspitze bearbeiten und dass Sie
mit dem Rand des Schleifpapiers nicht zwischen die Holzfasern geraten, damit würden Sie das Blatt zerstören.
Bereits nach etwa 5 bis 10 kleinen Schleifbewegungen sollte Ihr Klarinettenblatt deutlich besser anschwingen.
Blätter, die einseitig schwingen:
es kann sein, dass die Holzfasern nicht so gleichmäßig gewachsen sind, wie man sich das wünschen würde.
Kontrollieren Sie dies wie folgt:
Wenn Sie bei geradem Ansatz die Klarinette im Mund ein wenig im Uhrzeigersinn drehen, schwingt
nur die linke Blattseite. Drehen Sie die Klarinette im Mund ein wenig entgegen dem Uhrzeigersinn,
so schwingt nur die rechte Seite, da dann die linke Blattspitze festgehalten wird.
Die Seite, die schlechter schwingt ( in unserem Beispiel die rechte Seite ) enthält zu
viele Holzfasern und muss ausgedünnt werden.
Beidseitig angewendet hilft diese Maßnahme auch im Fall, dass ein
Klarinettenblatt rauscht, oder es ist schwer und schwingt nicht durch:
Besonders bei Tönen in der langen Lage (tiefes e oder f, sowie zweigestrichenes h oder c)
fehlt dann oft das erwünschte Volumen oder der runde satte Klang.
Bestens für diese Korrektur geeignet sind entweder einige Stangen Winterschachtelhalm, oder
eine
Nadelfeile
Hieb drei (erhältlich im Werkzeughandel, oder als Zubehör bei uns ).
Arbeiten Sie für diese Korrektur immer vom Blattrücken in Richtung der Spitze.
Achten Sie darauf, weder den Rand noch die Mittellinie des Blattes zu bearbeiten und bewegen Sie
sich am Besten auf der jeweiligen Ein-Viertel-Längslinie des Klarinettenblattes, die genau
in der Mitte zwischen dem jeweiligen äußeren Rand und der Blattmitte verläuft.
Es empfiehlt sich hierbei eine Arbeitsweise bei der Sie zwei oder drei kurze Feilstriche machen, ohne
viel Druck mit der Feile auszuüben und danach die Feile kurz von der Blattoberfläche abheben.
Wiederholen Sie dies dann, aber vergessen Sie nicht, das Blatt zwischen den Korrekturen öfters wieder
zu probieren. Lieber blasen Sie einmal zu oft an, als dass Sie ein verfeiltes Blatt wegwerfen; denn
wenn man einem Blatt einmal zuviel Holz weggenommen hat, ist es mit der Stabilität unwiederbringlich
vorbei!
Klarinettenblätter leichter machen:
Bei einem frischen Klarinettenblatt, das zu schwer ist, oder die Gesichtsmuskulatur zu sehr beansprucht, kann
man sich versuchsweise mit einem kleinen Trick behelfen. Dazu feuchten wir die Blattspitze etwas an und biegen
sie bei umgedrehtem Blatt auf dem Abziehstein vorsichtig ein wenig nach unten in Richtung der Blattunterfläche
oder zur Mundstücksbahn hin.
Sollte es nach dem Einspielen und nach allen bisherigen Korrekturen dennoch einmal vorkommen, dass eines Ihrer
Blätter zu viel Spannung hat, oder zu schwer ist, dann - und wirklich erst dann - können
Sie sich daran machen, den gesamten Rücken vom Schaft weg vorsichtig etwas dünner zu schleifen.
Nehmen Sie dazu ein Stück feines Schleifpapier zur Hand, etwas genauer geht es mit einem Stück
Winterschachtelhalm oder mit der Nadelfeile und einer Bearbeitungsauflage für das Blatt.
Bleiben Sie bitte bei dieser Korrektur mit Ihrem Bewegungsspielraum im hinteren Drittel der Blattzunge und
achten Sie darauf, dass Sie seitengleich arbeiten.
Auch hierbei gilt: Arbeiten Sie immer von außen her zur Mitte und von hinten her vorsichtig nach
vorne. Vergessen Sie bitte nicht, die Blätter immer wieder anzublasen, bevor Sie mit einer Korrektur
zu weit gehen. Dünnt man die Mitte zu weit nach vorne zum Herzen hin aus, verliert das Blatt schnell
an Halt und beginnt zu scheppern. Es wäre sehr schade um ein Blatt mit großartigen Möglichkeiten!
Durch solch eine sorgsame Pflege Ihrer Blätter erhöhen Sie deren Lebensdauer und
Sie erhalten sich den Spaß und die Freude an Ihrem Blatt und an der Musik.